von Ramona Reichert
Lesedauer: 4 min
Makademia war für Euch dabei – bei der Pressekonferenz zum grenzüberschreitenden Aktionsplan für einen artenreichen Inn am Donnerstag, 28. April 2022.
Ja, wer kennt ihn nicht? Den Inn, das Herzstück Innsbrucks, den größten Zubringer zur Donau und die ursprüngliche Heimat vieler bedrohter Tierarten. Blau glitzernd fließt er durch die Stadt. An seinem Ufer entlang radeln viele Studierende täglich zur Universität.
Doch der Inn fließt nicht nur durch Innsbruck. Auf seinem Weg durch Deutschland, die Schweiz und Österreich ist er vielen Einflüssen ausgesetzt.
Mit jedem Kilometer Flussstrecke gibt es neue Hindernisse zu überwinden, welche es den Tieren und Pflanzenarten heute schwer machen, ihren Bestand aufrecht zu erhalten. Kraftwerke, Hochwasserschutz, Flussbegradigungen und Schadstoffeinträge haben sich in den letzten 100 Jahren drastisch auf die Artenvielfalt am einst so idyllischen Fluss ausgewirkt. Die Flusslandschaft hat sich drastisch verändert und nur noch 8% des Flusslaufes sind heute naturnah.
„Die Bewahrung der Artenvielfalt am Inn ist aufgrund der weitreichenden Veränderungen des Flusses eine große Herausforderung. Es ist ein bedeutsamer Meilenstein, dass die erforderlichen Schutzmaßnahmen im INNsieme-Projekt erstmals grenzüberschreitend betrachtet und in Angriff genommen werden.“
Gerhard Egger, Projektleiter beim WWF Österreich.
Doch wie wird bei so einem interregionalen Projekt vorgegangen?
In Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen der Universität Innsbruck wurde ein Aktionsplan mit 259 konkreten Maßnahmen erstellt.
Dafür zog man historische Aufzeichnungen und Karten heran, welche man mit dem heutigen Flussverlauf verglich, um Defizite zu ermitteln, diese dann zu priorisieren und mögliche Maßnahmen auf ihre Umsetzbarkeit zu prüfen.
Das Ziel: Der Inn soll von der Mündung bis zur Quelle wieder naturnäher werden.
„Durch die Fortsetzung der Schutzmaßnahmen, Renaturierung von intakten Abschnitten und der Reduktion der Belastung – vor allem der Wasserkraftnutzung – soll die Artenfülle wieder an den Inn zurückkehren,“ so Professor Leopold Füreder (Universität Innsbruck).
Bereits heute wurden in Zusammenarbeit mit dem Land Tirol, der Verbund AG (Wasserkraft), dem WWF und vielen anderen Stakeholdern 80 Maßnahmen durchgeführt. Eine ausführliche Einsicht in geplante und umgesetzte Maßnahmen ist öffentlich einsehbar.
Im nächsten Schritt werden die Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit überprüft. Es wird ein sogenanntes „Monitoring“ stattfinden.
Hat man es tatsächlich geschafft, die natürliche Dynamik des Flusses und seine Makrohabitate wiederherzustellen? Können sich bedrohte Arten wieder ansiedeln?
Besonders spannend an diesem Projekt ist die internationale, fachübergreifende Kooperation zwischen Wasserkraftbetreibern, Naturschutzorganisationen, Wissenschaftlern und Anwohnern. Es zeigt sich, dass eine Zusammenarbeit für ein gemeinsames Ziel zwar nicht immer reibungsfrei abläuft, aber durchaus bedeutende Ergebnisse erzielen kann.
Die Revitalisierungen der letzten 15 Jahre entlang des Inn stellen wichtige Erfolge im Sinne eines gestaltenden Naturschutzes dar, welche durch die wieder geschaffenen Fließgewässer- und Uferhabitate sichtbar werden.
Bald können wir hoffentlich Arten wie die Ufertamariske, den Flussuferläufer oder die Äsche wieder häufiger am Inn beobachten.
Quellen
– https://www.innsieme.org
– https://www.innsieme.org/karte/
Empfehlung:
– https://www.wwf.at/artikel/innbewegung-wwf-video-reihe-ueber-den-inn/